Für eine einfachere Wahl der geeigneten Lagerart kann Ihnen der folgende
Vergleich der Eigenschaften von Grundtypen der Wälzlager helfen. Bei der Wahl
einer Lagerart ist es nötig, vor allem folgende Umstände in Betracht zu nehmen:
- Größe und Art der Belastung
- Auflagerungskonstruktion und Schmierungsart des Lagers
- Betriebsparameter des Lagers (Drehzahl, Wärmebilanz, ...)
- Anforderungen auf Genauigkeit
- Anforderungen auf Montage und Demontage
Die Wälzlager bestehen üblich aus zwei Ringen, Wälzkörpern und einem Käfig.
Nach der inneren Anordnung, Form der Wälzkörper und Richtung der aufgenommenen
Kräfte werden die Lager in einige Grundtypen aufgeteilt.
Die Grundtypen und Hauptgrößen der Wälzlager sind international genormt. Im
Rahmen jeder Bauart können die Wälzlager in diversen Ausführungen hergestellt
werden, die sich mit irgendwelchen Eigenschaften von der Grundkonstruktion
unterscheiden. Im folgenden Text ist eine kurze Charakteristik der einzelnen
Wälzlagertypen angeführt, der Vergleich ihrer Gebraucheigenschaften ist in einer
Tabelle am Ende des Dokuments zu finden:
A. Rillenkugellager
- die billigste und am häufigsten gebrauchte Lagerart, in vielen
Ausführungen und Größen hergestellt
- sie kennzeichnen sich mit einer einfachen Konstruktion und sind nicht
zerlegbar
- betriebsfest und wartungsarm
- sie weisen relativ gute Tragfähigkeit sowohl in der Radial- als auch in
der Axialrichtung auf
- für hohe und sehr hohe Drehzahlen geeignet
- sie erfordern eine achsgleiche Lage des Zapfens und des Lagerkörpers,
zulässiger Nickwinkel zirka 10'
- sie werden auch als geschlossen oder abgedichtet geliefert
B. Schrägkugellager
- haben gegenseitig in der Richtung der Lagerachse verschobene Laufbahnen
- zur Aufnahme der kombinierten Belastungen mit relativ großen Axialkräften
konstruiert (die Axialtragzahl steigt mit dem zunehmenden Kontaktwinkel)
- einreihige Schrägkugellager machen die Aufnahme der Axialkräfte nur in
einer Richtung möglich, sie werden deshalb in Paaren gegeneinander montiert,
möglichst nahe zueinander
- zur Aufnahme der Axialkräfte ist es möglich, die Lager in Paare zu
kombinieren oder von zweireihigen Lagern Gebrauch zu machen (kombiniertes
Lagerpaar ist in einer gemeinsamen Verpackung geliefert, die Lager von
verschiedenen Paaren sind nicht untereinander vertauschbar)
- sie weisen eine niedrigere Tragzahl auf als die Kegelrollenlager und
ermöglichen jedoch einen Einsatz bei einer höheren Drehzahl
- zweireihige Lager machen die Aufnahme der Kippmomente in einer Axialebene
möglich, verlangen jedoch eine sehr hohe Stufe der Achsgleichheit und der
Lagerungsstarrheit und erlauben keinen Wellenausschlag
- zweireihige Lager werden auch als geschlossen oder abgedichtet geliefert
C. Pendelkugellager
- haben zwei Kugelreihen mit einer Kugellaufbahn im Außenring
- Ihre Konstruktion ermöglicht ein gegenseitiges Kippen der Ringe (in de
Abhängigkeit von der Lagerausführung zirka 2-3°)
- sind vor allem für Auflagerungen geeignet, bei denen eine
Wellendurchbiegung oder Abweichungen von der Achsgleichheit entstehen
- die Tragzahl dieser Lager ist niedriger als bei maßvergleichbaren
Rillenlagern, für Aufnahme der höheren Axialkräfte sind sie nicht geeignet
- üblich werden sowohl mit einer zylindrischen als auch mit einer
kegelförmigen Bohrung hergestellt
- werden auch als abgedichtet geliefert
D. Zylinderrollenlager
- zerlegbare vor allem für die Übertragung von großen Radialbelastungen
bestimmte Lager (im Vergleich mit maßvergleichbaren Rillenlagern weisen sie
eine bis um 60% höhere Tragzahl auf)
- sie weisen eine hohe Starrheit auf und sind deshalb für veränderliche und
schlagartige Belastungen geeignet
- eine höhere Tragzahl weist die Ausführung ohne einen Käfig (vollrollige)
auf, anderenteils können die Lager mit dem Käfig auch bei einer hohen Drehzahl
arbeiten
- Lager in einer Ausführung mit Führungsansätzen auf dem Außen- und
Innenring erlauben kleinere Axialkräfte aufzunehmen. Die Lager von anderen
Ausführungen können keine Axialbelastungen übertragen, sie machen jedoch eine
gegenseitige Axialverschiebung der Ringe möglich
- Zylinderrollenlager stellen hohe Anforderungen auf Achsgleichheit des
Zapfens und des Lagerkörpers, ein zulässiger Maximalnickwinkel ist 3-4'
- Zweireihige Zylinderrollenlager werden üblich sowohl mit einer
zylindrischen als auch mit einer kegelförmigen Bohrung hergestellt
E. Nadellager
- die Nadellager sind im Wesentlichen Rollenlager mit schlanken und langen
Rollen (die Länge der Rolle ist gemäß ISO mindestens das 2,5-fache von ihrem
Durchmesser)
- sie kennzeichnen sich mit einer kleinen Bauhöhe, hohen Qualität und
Starrheit
- weisen trotz einem niedrigen Querschnitt hohe Radialtragzahl auf und
deshalb sind sie für Auflagerungen sehr geeignet, wo der Raum radial begrenzt
ist
- sie werden vorwiegend für niedrige Drehzahlen oder eine Pendelung
verwendet und sind auch für veränderliche und schlagartige Belastungen
geeignet
- sie können keine Axialbelastungen übertragen, sie machen jedoch eine
gegenseitige Axialverschiebung der Ringe möglich
- wegen der Verminderung der Bauhöhe können der eine oder die beiden Ringe
eliminiert werden, die Auflagerungsflächen auf der Welle und im Körper müssen
dann gehärtet und sorgfältig bearbeitet werden
- die Nadellager stellen hohe Anforderungen auf Achsgleichheit des Zapfens
und des Lagerkörpers, zulässiger Maximalnickwinkel ist 3-4'
- sie werden auch als abgedichtet geliefert
F. Kegelrollenlager
- sind in der Regel als zerlegbar konstruiert, auf dem Innen- und Außenring
haben eine kegelförmige Laufbahn, in der die Kegelrollen angeordnet sind
- sie weisen eine hohe Tragzahl auf und sind vor allem für Aufnahme der
zugleich angreifenden großen Radial- und Axialkräfte geeignet
- Sie machen die Aufnahme der Axialkräfte nur in einer Richtung möglich, sie
werden deshalb in Paaren gegeneinander montiert, möglichst nahe zueinander.
- Wenn die Belastung für das eine Lager zu hoch, oder die Aufnahme der
Axialkräfte in beiden Richtungen nötig ist, ist es möglich, die Lager in Paare
zu kombinieren (kombiniertes Lagerpaar ist in einer gemeinsamen Verpackung
geliefert, die Lager von verschiedenen Paaren sind nicht untereinander
vertauschbar)
- Sie weisen eine höhere Tragzahl auf als die Schrägkugellagerund sind
jedoch für niedrigere Geschwindigkeiten bestimmt
- Die Auflagerungsflächen für die Kegelrollenlager müssen achsgleich sein,
der zulässige Maximalnickwinkel ist 2-4'
G. Pendelrollenlager
- haben zwei Reihen Tonnenrollen mit einer gemeinsamen Kugellaufbahn auf dem
Außenring
- ihre Konstruktion ermöglicht gegenseitiges Kippen der Ringe (in der
Abhängigkeit von der Lagerausführung zirka 1.5-2.5°)
- sie weisen eine hohe Tragzahl auf und können große zugleich wirkende
Radial- und Axialbelastungen in beiden Richtungen übertragen
- sie sind für große Belastungen bei Achsungleichheiten in den Auflagerungen
und bei Wellendurchbiegungen geeignet
- üblich werden sie sowohl mit einer zylindrischen als auch mit einer
kegelförmigen Bohrung hergestellt und sind nicht zerlegbar
- sie werden auch als abgedichtet geliefert
H. Toroidal-Rollenlager
- einreihige Lager mit langen leicht tonnenförmigen Wälzelementen, die
Laufbahnen des Innen- und Außenringes sind konkav und zur durch die Mitte des
Lagers durchgehenden Mittellinie symmetrisch
- die Lagerkonstruktion kombiniert die Nickfähigkeit eines Pendelrollenlagers
(zulässiger Nickwinkel ist zirka 0.5°) mit der für die Wälzelemente typischen
Fähigkeit des axialen Ausgleiches, sie kennzeichnen sich auch mit einer
relativ kleinen Bauhöhe
- sie weisen eine sehr hohe Radialtragzahl und zwar auch damals auf, wenn
das Lager eine Achsungleichheit oder eine Axialverschiebung auszugleichen hat
- sie begrenzen Vibrationen in der Auflagerung, Axialvibration der Welle
wird nicht in den Körper übertragen
- die Tragzahl der vollrolligen Lager ist wesentlich höher als bei einem
Lager mit Käfig
- sie werden sowohl mit einer zylindrischen als auch mit einer kegelförmigen
Bohrung hergestellt
- sie werden auch als abgedichtet geliefert
I. Axial-Rillenkugellager
- sind nur für die Übertragung der Axialkräfte bestimmt, die Radialkräfte
können nicht übertragen werden
- werden als einseitig wirkende oder zweiseitig wirkende für die Übertragung
der Axialkräfte in einer bzw. in beiden Richtungen hergestellt
- sie sind für höhere Geschwindigkeiten nicht geeignet, die Grenzdrehzahl
ist durch ungünstige Einwirkung der Zentrifugalkräfte begrenzt
- die Lager dürfen nicht entlastet arbeiten, damit Rutschung der Kugeln
nicht auftritt
- zerlegbare Lager mit einer einfachen Form und Konstruktion
- Wegen der richtigen Lagerfunktion ist es nötig, Rechtwinkligkeit der
Stirnfläche der Ringe zur Wellenachse zu sichern
- für den Ausgleich einer Unparallelität der Stützfläche des Körpers zu der
Welle ist es möglich, einen Lager in der Ausführung mit einer kugeligen
Sitzfläche einzusetzen
J. Axial-Zylinderrollenlager
- sind nur für Übertragung der großen Axialbelastungen in einer Richtung
bestimmt, die Radialkräfte können nicht übertragen werden
- sie bilden starre Auflagerungen und sind gegenüber schlagartigen
Belastungen wenig empfindlich
- nur bei niedrigeren Geschwindigkeiten einsatzfähig, sie dürfen nicht
entlastet arbeiten, damit Rutschung der Wälzelemente nicht auftritt
- sie weisen einfache Form und Konstruktion auf, sind zerlegbar und
erfordern nur einen kleinen Raum in der Axialrichtung
- wegen der richtigen Lagerfunktion ist es nötig, Rechtwinkligkeit der
Stirnfläche der Ringe zur Wellenachse zu sichern
- Sie werden vorwiegend dort eingesetzt, wo die Axialkugellager eine nicht
genügende Tragzahl aufweisen
K. Axial-Nadellager
- sind nur für Übertragung der großen Axialbelastungen in einer Richtung
bestimmt, die Radialkräfte können nicht übertragen werden
- sie bilden starre Auflagerungen bei minimalen Raumanforderungen und sind
gegenüber schlagartigen Belastungen wenig empfindlich
- nur bei niedrigeren Geschwindigkeiten einsatzfähig, sie dürfen nicht
entlastet arbeiten, damit Rutschung der Wälzelemente nicht auftritt
- In der Auflagerung können Nadelkäfige entweder selbstständig oder in einer
Kombination mit Ringen von diversen Ausführungen eingesetzt werden (in
Hinsicht auf die Möglichkeit der Bildung von verschiedenen Kombinationen
werden alle Teile selbstständig bestellt)
- Wegen der richtigen Lagerfunktion ist es nötig, Rechtwinkligkeit der
Stirnfläche der Ringe zur Wellenachse zu sichern
- sie werden vorwiegend dort eingesetzt, wo der Raum axial begrenzt ist
L. Axial-Pendelrollenlager
- weisen eine sehr hohe Axialtragzahl auf und können auch eine kleinere
Radialbelastung übertragen
- sind zur Aufnahme einer hohen Axialbelastung geeignet und zwar auch bei
relativ höheren Geschwindigkeiten
- ihre Konstruktion macht einen Ausgleich der Achsungleichheit der Welle und
des Körpers möglich (der zulässige Kippwinkel in der Abhängigkeit von der
Lagerausführung zirka 2-3°)
- der Laufring auf der Welle und der Käfig mit den Tonnenrollen bilden ein
unzerlegbares Komplett
- in Hinsicht auf die innere Anordnung fordern sie immer Ölschmierung an
Vergleichstabelle der Gebrauchseigenschaften der Wälzlager
Lagerart |
Eigenschaften des Lagers |
A |
B |
C |
D |
E |
F |
G |
H |
I |
J |
K |
L |
M |
N |
Rillenkugellager |
einreihig |
3 |
3 |
3 |
4 |
1 |
1 |
3 |
1 |
1 |
4 |
4 |
2 |
3 |
5 |
zweireihig |
3 |
3 |
3 |
3 |
3 |
3 |
3 |
2 |
2 |
5 |
5 |
2 |
3 |
5 |
Schrägkugellager |
einreihig |
3 |
3 |
2 |
4 |
2 |
1 |
3 |
2 |
2 |
4 |
4 |
2 |
5 |
5 |
Lagerpaar, zweireihig |
2 |
3 |
2 |
3 |
3 |
2 |
2 |
3 |
3 |
5 |
5 |
2 |
3 |
5 |
Vierpunktlager |
4 |
2 |
3 |
3 |
2 |
3 |
3 |
3 |
3 |
5 |
5 |
2 |
4 |
5 |
Pendelkugellager |
3 |
4 |
4 |
5 |
1 |
2 |
4 |
2 |
1 |
1 |
1 |
3 |
3 |
5 |
Zylinderrollenlager |
einreihig - Bauform N, NU, NUB |
2 |
5 |
5 |
5 |
2 |
2 |
2 |
2 |
2 |
4 |
4 |
5 |
1 |
1 |
einreihig - Bauform NJ, NF, NUP |
2 |
3 |
3 |
5 |
2 |
2 |
2 |
3 |
2 |
4 |
4 |
2 |
3 |
3 |
zweireihig |
1 |
5 |
5 |
3 |
2 |
1 |
1 |
2 |
2 |
5 |
5 |
5 |
1 |
1 |
einreihig, vollrollige |
1 |
4 |
3 |
5 |
4 |
3 |
1 |
4 |
4 |
4 |
4 |
3 |
3 |
3 |
zweireihig, vollrollige |
1 |
4 |
3 |
3 |
4 |
3 |
1 |
4 |
4 |
5 |
5 |
3 |
3 |
3 |
Nadellager |
2 |
5 |
5 |
5 |
3 |
3 |
2 |
3 |
4 |
5 |
5 |
5 |
1 |
1 |
Kegelrollenlager |
einzelnes Lager |
2 |
2 |
1 |
4 |
3 |
3 |
2 |
3 |
3 |
4 |
4 |
1 |
5 |
5 |
Lagerpaar |
1 |
2 |
1 |
3 |
3 |
3 |
1 |
3 |
3 |
4 |
5 |
1 |
4 |
5 |
Pendelrollenlager |
1 |
3 |
1 |
5 |
3 |
3 |
2 |
3 |
3 |
1 |
1 |
2 |
3 |
5 |
Toroidal-Rollenlager |
mit Käfig |
1 |
5 |
5 |
5 |
3 |
3 |
2 |
3 |
3 |
1 |
1 |
5 |
1 |
1 |
vollrollige |
1 |
5 |
5 |
5 |
4 |
3 |
1 |
3 |
3 |
1 |
1 |
5 |
1 |
1 |
Axial-Rillenkugellager |
mit ebener Auflagefläche |
5 |
3 |
5 |
5 |
4 |
2 |
3 |
4 |
3 |
4 |
5 |
2 |
5 |
5 |
mit kugeliger Auflagefläche |
5 |
3 |
5 |
5 |
4 |
3 |
3 |
4 |
3 |
4 |
2 |
2 |
5 |
5 |
Axial-Zylinderrollenlager |
5 |
2 |
5 |
5 |
4 |
2 |
2 |
4 |
4 |
5 |
5 |
2 |
5 |
5 |
Axial-Nadellager |
5 |
2 |
5 |
5 |
4 |
3 |
2 |
4 |
4 |
5 |
5 |
2 |
5 |
5 |
Axial-Pendelrollenlager |
5 |
1 |
3 |
5 |
4 |
3 |
2 |
4 |
3 |
1 |
1 |
1 |
5 |
5 |
Wertung |
1
- ausgezeichnet 2 - gut 3 - geeignet
4
- schlecht 5 - ungeeignet |
wo:
A ... rein radiale Belastung |
F ... hohe Laufgenauigkeit |
K ... Ausgleich von Fluchtungsfehler |
B ... rein axiale Belastung |
G ... hohe Steifigkeit |
L ... Festlagerungen |
C ... kombinierte Belastungen |
H ... geräuscharmer Lauf |
M ... Loslagerungen |
D ... Momentenbelastung |
I ... geringe Reibung |
N ... Axial Verschiebungen innerhalb des Lagers |
E ... hohe Drehzahlen |
J ... Ausgleich von Schiefstellungen |
|
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